Die Stille der Menschlichkeit
von Igor Warneck
Die Stille der Menschlichkeit schwillt fast unerträglich an, von Jahr zu Jahr. Es scheint beinahe so, als würde sich niemand mehr trauen, hinter der Sichtbarkeit seines Computerbildschirms, oder dem Display des Smartphones hervorzutreten. Dort, wo Menschen sich noch nicht ausweichen können, meiden sie den Augenkontakt. Sind nicht mehr bereit zu einem Lächeln, da sie immer noch der Meinung sind, ihre Gesichtszüge seien unter der Maske unsichtbar. Ihre Augen versterben.
Der Blick auf das Gegenüber, die Feinfühligkeit eines Miteinanders, sie sind verstorben, erloschen – scheinen einem früheren Leben anzugehören. In sozialen Netzwerken schlagen sie sich die Köpfe ein. Auf der Straße meiden sie sich.
Das Desinteresse am lebendigen Gegenüber kompensieren sie mit einer Flut an Informationen, welche ihnen aus dem Fernseher und dem Internet entgegengeschossen werden. Vielleicht noch einmal spenden für die Notleidenden in einer austauschbaren Region der Welt.
Genuss, Geschmack und Individualität wurden durch gleiche Massenware ersetzt, welche die Verpackungsform wechselt – jedoch nicht ihre Geschmacklosigkeit. Von normalen Arbeitssklaven bezahlbare Lebensmittel schwimmen auf dem Strom der Nahrungsmittel-Spekulationen. So manche Welle erschlägt den dahinsiechenden Konsumenten.
Währenddessen ungestört Politiker den Abschaum der Gesellschaft zu etablieren versuchen.
Zeichnung: PagePilgrim@troet.cafe 2023