Die Verpflichtung zur Optimierung der eigenen Komfortzone
von Igor Warneck
Aus lauter Langeweile und Sattheit ist die Mode der Selbstoptimierung erwachsen. Diese Mode hat großes Potenzial und sollte an die Börse gehen. Ein blühender Markt der vereinsamten Herzen, welche nur noch sich selber haben, doch umso länger leben wollen. Während nebenan wieder einer verhungert und zwei Straßen weiter eine sich den Strick nimmt, dehnt man sich über die Maßen im wohltemperierten Yoga-Studio.
Dazu ein künstliches und sichtlich antrainiertes Lächeln: „Ich ruhe in mir.“ Es muss etwas dümmlich wirken – sonst ist es nicht authentisch.
Abschließend noch ein großer Becher gemahlenes, frisches Weizengras, und das ewige einsame Leben scheint gesichert. Komfortabel, da man dabei nicht gestört wird.
Das Abo-Paket mit Mineralstoffen und Vitaminen wurde bereits von der Post gebracht und nach dem abendlichen Unterzeichnen einer Petition (Inhalt egal und sinnfrei), kann man mit einem Yoga-Tee ins weiche Bett auf dem Futon ohne Allergene steigen.
Wenn doch nur diese Alpträume nicht immer wären. Ein Schiff kentert auf dem Mittelmeer, Menschen ertrinken, werden an den Sandstrand geschwemmt. Scheiß Karma.
Zeichnung: PagePilgrim@troet.cafe 2023