Fuck the spirit
von Igor Warneck
Geister und Dämonen sind out. Vielleicht noch im Hollywood Halloween gesellschaftsfähig. Schön verkitscht und dem Kommerz geopfert. Ebenso geopfert wie indigene Völker, Menschlichkeit und der Respekt vor dem Leben in all seiner Vielfalt.
Die im Hamsterrad Tretenden haben keine Zeit, dem Atem der Erde zu lauschen. Das Raunen im Wald ist verstorben und die x-tausend-Lumen-LED-Stirnlampe gibt den Träumen einen Todesstoß. Psychopharmaka betäubt auch noch den letzten Rest unseres seelischen Herzschlags.
„Die Butter ist aber teuer geworden!“
Moderne Hexen, welche im vergangenen Leben immer auf dem Scheiterhaufen gebrannt haben und im da vorigen eine aus den Nebeln von Avalon entsprungene Romanfigur waren, erschrecken die Stille des nächtlichen Waldes mit ihren arhythmischen Trommelschlägen – hinterlassen ihren rituellen Dreck an einst heiligen Plätzen und fühlen sich wahnsinnig toll.
Betuchte Esoterikerinnen belästigen Bäume mit ihren sonst nicht gewollten Zärtlichkeiten und steigen anschließend in ihren SUV.
Im Nachbarort wird Jesus an einen Baum genagelt.
Kreuze. Überall Kreuze.
Empfindsamkeit und Empathie wurden unter dem Lauf des Lebens weggesperrt. Wer heute noch mitfühlt, wird bemitleidet. Stille wird zu laut. Geister gibt es nicht.
Den Geistern der Erde scheint es egal zu sein, ob man ihnen Achtung entgegenbringt und Respekt. Sie würden Euch sonst mit Alpträumen durch die schlaflosen Nächte treiben und Euch das Fürchten lehren.
„Oh. Die Butter ist aber teuer …“
Zeichnung: PagePilgrim@troet.cafe 2023